Das Tor nach Osteuropa

Viele Unternehmen können nur durch Expansion ins Ausland die Gewinnzone erreichen. Ein besonders vielversprechender Markt ist Osteuropa. Wer ihn erobern will, der kommt an Wien kaum vorbei.

Von der Randstadt zur zentralen Metropole

Für die österreichische Hauptstadt Wien war der Fall des eisernen Vorhangs im ausgehenden 20. Jahrhundert ein Glücksfall. Durch die Teilung Europas in den kapitalistischen Westen und den sozialistischen Osten befand sich die Donaumetropole lange Zeit am Rande des Geschehens. Nur 50 Kilometer trennten Wien von Ungarn und der (damaligen) Tschechoslowakei. Doch was damals ein Nachteil war, ist heute ein geografischer Glücksfall für die Stadt und Österreich allgemein. Wien hat sich zum neuen Tor nach ganz Osteuropa entwickelt. Neben dem slowakischen Bratislava und dem ungarischen Budapest sind auch Städte wie Prag, Brünn, Zagreb und Ljubljana schnell zu erreichen. Der Ausbau des osteuropäischen Autobahn- und Eisenbahnnetzes hat die Fortbewegung für Logistik und Geschäftsreisen in den letzten Jahren ungemein erleichtert.

Österreich ist auch historisch eng mit Osteuropa verbunden, denn viele der heutigen selbständigen Länder gehörten bis zum Ende des ersten Weltkriegs zur K.u.K.-Monarchie der Habsburger. In den folgenden Jahrzehnten siedelten viele Menschen vor allem vom Balkan nach Österreich um und brachten entsprechende Sprachkenntnisse mit. Dies ist besonders für deutsche Unternehmer interessant, da die Weltsprache Englisch gerade in der älteren Generation noch nicht so weit verbreitet ist und osteuropäische Sprachen wie Ungarisch, Tschechisch und Kroatisch hier wiederum eine geringfügige Rolle spielen. In der Statistik für Deutschland taucht als einzige osteuropäische Sprache Russisch auf – vermutlich ein Erbe der DDR, in der Russisch erste Fremdsprache war. Auch hier lohnt sich der Blick nach Wien, wo viele Menschen leben, die osteuropäische Sprachen als Muttersprache sprechen.

Deutsche Unternehmen zieht es verstärkt nach Wien

Die Zahl der deutschen Unternehmen, die ins Nachbarland ziehen, wächst ständig. Alleine im Jahr 2019 – vor der ersten großen Corona-Welle – eröffneten 143 deutsche Unternehmen Filialen in Österreich. Sie investierten dabei rund 670 Millionen Euro und schufen 2250 neue Arbeitsplätze. Ein Hauptgrund ist dabei der kurze Draht nach Südosteuropa und bis in die Türkei, sowohl bei der Logistik als auch bei der Anwerbung von Arbeitskräften. Dazu sind österreichische Firmen häufig schlicht erfolgreicher beim Umgang mit Osteuropa. So gelten österreichische Manager als kompromissbereiter und höflicher und begegnen ihren osteuropäischen Angestellten eher auf Augenhöhe. Deutsche Führungskräfte wurden einer Umfrage in Zentral- und Osteuropa zufolge hingegen als arrogant und besserwisserisch wahrgenommen. Hier gibt es also noch einiges an Lernpotenzial.

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Als großer Erfolg hat sich die von der österreichischen Regierung eingeführte Forschungsprämie erwiesen, die eine steuerliche Förderung in Höhe von bis zu 14 % der gesamten Investitionssumme vorsieht. Diese trug ebenso dazu bei, deutsche Unternehmen nach Österreich zu locken, wie der hohe Stand der Digitalisierung und die niedrigen Steuern. Eine Gewerbesteuer gibt es nicht und die Körperschaftssteuer wurde auf einen einheitlichen Satz von 25 % gesenkt.

Wien punktet mit Lage und Infrastruktur

Erste Wahl für den Standort ist die Hauptstadt Wien. Sie ist schon aufgrund ihrer geografischen Nähe zu Osteuropa für viele Unternehmen interessant. Dazu bietet sie eine attraktive Infrastruktur mit dem Großflughafen Schwechat südlich des Zentrums und dem erst 2014 neu eröffneten Hauptbahnhof. Ein Projekt, das übrigens in nur fünf Jahren über die Bühne ging. Zeitrahmen, von denen Großprojekte in Deutschland wie Stuttgart 21 und der Berliner Flughafen nur träumen können. Zahlreiche Tagungshotels in Wien bieten Geschäftskunden eine hochmoderne Ausstattung mit Konferenzräumen in verschiedenen Größen und umfassendem Service. Das Angebot reicht dabei von den typischen weltweit bekannten Hotelketten bis zu echten Wiener Legenden wie dem Grand Hotel und dem Hotel Sacher, Heimat der gleichnamigen berühmten Torte.

Auch für Arbeitnehmer ist Wien verlockend: Für eine Großstadt bietet die Donaumetropole vergleichsweise niedrige Mieten, ein riesiges Kulturangebot von Mozart bis Techno und die malerischen österreichischen Alpen gleich vor der Haustür. Unternehmer, die auf den osteuropäischen Markt expandieren wollen, treffen mit einer Niederlassung in Wien also in jeder Hinsicht eine hervorragende Wahl.

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