Wenn man sich die Biografien erfolgreicher Unternehmer anschaut dann findet man immer wieder die gleichen Eigenschaften, die diese Persönlichkeiten auszeichnen. Das ist neben Frustrationstoleranz und Durchhaltevermögen vor allem die Disziplin.
Mit Disziplin ist hier Fall vor allem die Selbstdisziplin in Form einer bewussten Selbstregulierung gemeint. Wer nach dem Begriff „Disziplin“ recherchiert dann findet man hier Definitionen wie etwa „das kontrollierte Verhalten, das einen Zustand aufrecht erhält, um ein bestimmtes Ziel schrittweise zu erreichen“. Dabei geht es vor allem darum, den vielfältigen Ablenkungen im Alltag entgegen zu wirken, die den eigenen Zielen zuwiderlaufen.
Insbesondere Unternehmer tun gut daran, die eigene Selbstdisziplin als Primärtugend zu schulen und immer wieder zu stärken. Damit ist auch selbstverständlich, dass es hier bei dem Disziplinbegriff nicht um eine Form von Gehorsam geht. Schließlich muss man als Unternehmer immer wieder den eigenen Kopf zum Denken benutzen und ist eben häufig dann erfolgreich, wenn man nicht irgendwelche Dinge oder Vorgaben umsetzt und unreflektiert durchführt.
Ebenso ist für mich Disziplin nicht etwa die scheinbare Coolness, wie sie etwa von englischen Internaten gelehrt wird. Dort spricht man von einer steifen Oberlippe („stiff upper lip“) und meint damit, daß man sich sowohl euphorische Freude als auch übermäßige Verletzbarkeit in keinem Fall anmerken lassen möchte.
Wie äußert sich Disziplin?
Disziplin bzw. Selbstdisziplin wird Unternehmern und vor allem Gründer häufig dort abverlangt, wo man eigentlich Freizeit haben könnte.
Ich könnte also in vielen Fällen bereits nach neun oder zehn Stunden Arbeit den Schreibtisch oder meine Werkstatt verlassen und etwas anderes tun. Der selbstdisziplinierte Mensch hängt hier gesgt noch 1 Stunde oder eine Extrameile dran und wandelt gewissermaßen Freizeit in Zielerreichung.
Disziplin kommt an manchen Stellen sogar etwas unorthodox daher: Selbst bei dem lebenslangen notwendigen Lernen, kann ich mich auf die wesentlichen Punkte konzentrieren oder alles Interessante aufsaugen und aufnehmen, was mir an Themen sprichwörtlich vor das Auge kommt.
Ein Beispiel hierfür ist etwa das Lernverhalten von Mehrfach-Gründer Elon Musk (Tesla, Paypal), von dem behauptet wird, dass er exakt nur das Wissen lernt, dass für seine jeweilige Zielerreichung notwendig ist. Alles andere lässt er weg. Er diszipliniert und konzentriert sich selbst so sehr, dass er die Zeit für das unnütze Wissen eingespart.
Beispiele für Selbstdisziplin
Was sind nun ganz praktische Beispiele für die Disziplin im Alltag von Unternehmern und Gründern? Immer wenn ich auf etwas verzichte, das kurzfristig mehr Lustgewinn verspricht – und ich etwas tue, dessen Früchte erst langfristig zu ernten sind – selbst wenn das Ergebnis gar nicht sicher ist.
Ich verzichte also bewusst auf den abendlichen Kinobesuch oder meine Lieblingsserie im Fernsehen und investiere 2 Stunden in die Planung meiner zukünftigen Strategie für mein Unternehmen.
Anstatt auszuschlafen, stehe ich konsequent jeden Morgen eine halbe oder ganze Stunde früher auf und schreibe einen Beitrag oder einen Artikel für meine Webseite bzw. Blog.
Statt in den Feierabend zu gehen widme ich mich noch einer Dreiviertelstunde lang der Buchhaltung und bereite entsprechende Belege vor, damit am nächsten Tag die Buchhalterin ihren Job machen kann oder eben Rechnung geschrieben werden.
Lese-Tip: Die Gewohnheiten erfolgreicher Menschen
Der eine oder andere, der bereits jetzt innerlich den Kopf schüttelt wird vielleicht überrascht sein, wenn diese Beispiele von extremer Selbstdisziplin nicht nur im unternehmerischen Alltag vorkommen. Genauso gut finden diese sich meiner Meinung nach auch im privaten Bereich. Wenn also ein junger Familienvater sich nach Feierabend oder am Wochenende in sein frischgebautes Eigenheim stellt und dort Teile der Bauleistung selber erbringt, so ist das meines Erachtens nichts anderes als eine bestimmte Form der konsequenten Selbstdisziplin. Hier eben nicht im unternehmerischen sondern im privaten, um sich eben den Traum zu erfüllen im eigenen Heim zu wohnen.
Was sagt uns die Wissenschaft für die Selbstdisziplin
Forscher haben bereits in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts in langen Experimenten mit heranwachsenden Kindern eine interessante Entdeckung gemacht. Walter Mischel, emeritierter Professor am an der University of Stanford, hat in Versuche mit Kindergarten-Kindern ein Experiment durchgeführt. Den Kindern wurden anfangs Spielzeuge, später Süßigkeiten (konkret waren es Marshmallows) angeboten. Dabei wurde dem Kind in einem mehr oder weniger leeren Raum in dem nur ein Stuhl ein Tisch vorhanden war genau eine Süßigkeit direkt vor die Nase gelegt.
Der Übungsleiter sagte anschließend zum Kind, dass es entweder jetzt gleich die Süßigkeit alleine essen könne oder nach der Rückkehr des Übungsleiters eine weitere Süßigkeit bekommt, wenn es jetzt die süße Versuchung auf dem Tisch nicht angerührt. Leider wussten die Kinder zum Teil nicht wirklich wie lange sie warten mussten.
Sie mussten also abwägen, wie lange Sie der Versuchung standhalten mussten im Vergleich zum leckeren Geschmack auf der Zunge, wenn sie der Versuchung nachgaben und die Süßigkeit gleich essen. Diejenigen unter euch, die dieses Experiment schon einmal im echten Leben gesehen haben, wissen vermutlich dass man den Kindern nun wirklich nicht unterstellen kann, dass sich hier eine bewusst rationale Entscheidung treffen.
Im Gegenteil: man ist geneigt zu glauben, dass man puren Emotionen und Trieben förmlich zuschauen kann, wenn man entsprechende Videos der Kinder anschaut. (Der Konzern Ferrero hat mit einer Überraschungsei Werbung übrigens dieses Experiment sogar einmal als Werbespot genutzt.).
In der ursprünglichen Studie von Professor Mischel fand man nun heraus, dass insbesondere diejenigen Menschen, die bereits im Kleinkindalter der süßen Versuchung widerstehen konnten, es später im Leben zu mehr gebracht haben. Kinder, denen es also leichter fiel Selbstdisziplin bereits im Alter von vier oder fünf Jahren an den Tag zu legen, waren im Verlauf des Lebens nicht nur materiell erfolgreicher. Die später noch einmal überprüften Versuchsteilnehmer waren im Verlauf ihres Lebens auch im Durchschnitt gesünder (d.h. sie verursachten weniger Gesundheitskosten) und hatten meist auch eine höhere soziale Stellung erreicht bzw. einen Beruf gefunden, indem ihr Einkommen deutlich höher als das der Vergleichsgruppe war.
Buchtipp: Die Macht der Disziplin (sehr lesenswert)
Insgesamt fanden die Forscher heraus, dass die Kinder im späteren Leben besser mit Frustration umgehen konnten, meistens sogar intelligenter und in aller Regel selbstbewusster waren als diejenigen, die den Marshmallow sofort gegessen haben. Professor Mischel, der ein Leben lang an diesem Thema geforscht hat, bringt es heute soweit auf den Punkt, dass er behauptet, dass ein Mensch der genügend Sitzfleisch hat- also den Willen über den Trieb siegen lassen kann – es im Laufe seines Lebens zu deutlich mehr bringen wird als Menschen mit weniger Sitzfleisch.
Matthias Sutter (Prof. für experimentelle Wirtschaftsforschung) geht heute sogar so weit zu sagen, dass Geduld langfristig sogar die Intelligenz schlägt. So könnte man etwa erklären warum auch offenbar eher durchschnittlich begabte Menschen mit Ausdauer, Geduld und Selbstdisziplin innerhalb eines Menschenlebens extrem viel erreichen können.
Ein Beispiel für extreme Selbstdisziplin:
Arnold Schwarzenegger etwa, der sich bereits als Jugendlicher (mit wenig erfolgversprechender Statur) in den Kopf gesetzt hatte Bodybuilding zu betreiben und damit wirklich erfolgreich zu werden, hat im Laufe seines Lebens immer wieder gezeigt, dass er durch Hartnäckigkeit und Selbstdisziplin kombiniert mit einer extrem hohen Willensstärke es sowohl zu ansehnlichen materiellen Wohlstand gebracht hat als auch seinen sozialen Status im Laufe seines Lebens deutlich verbessert hat.
Schwarzenegger hat nach dem Ende seiner Bodybuildingkarriere parallel zu seinem Versuchen als Schauspieler erfolgreich zu werden, konsequent von seinem Schwiegervater Sargent Shriver die Tricks und Finessen des politischen Handwerks in den USA gelernt. Wenn man weiß, dass Shriver der Schwager von John F Kennedy war, so kann man sich vorstellen, dass in der Kennedy Familie sowohl an Ablenkungsmöglichkeiten, materiellen Möglichkeiten und auch politischen Wissen kein Mangel bestand. Arnold Schwarzenegger hätte sich also auch problemlos am Pool der Familienvilla oder auf dem Tennisplatz vergnügen können. Genau das tat er aber eben nicht.
Stattdessen hat er in der Familie, in die er eingeheiratet hat, versucht so viel wie möglich in Sachen Politik zu lernen und Erfahrung mit zu nehmen. So ist es auch letztlich (für mich) zu erklären, dass Arnold Schwarzenegger seine Schauspieler Karriere unterbrach, um von 2003-2011 Gouverneur von Kalifornien zu werden. Wer hätte das einem Bodybuilder und als Schauspieler eher mittelmäßig begabten jungen Mann von mehreren Jahrzehnten wohl zugetraut?
Für mich ist Arnold Schwarzenegger ein lebendiges Beispiel dafür dass sowohl Professor Michel als auch Matthias Lutter Recht haben wenn Sie sagen, dass Geduld und Hartnäckigkeit sogar Intelligenz schlagen können – auch wenn meiner Meinung nach Arnold Schwarzenegger im echten Leben deutlich intelligenter ist, als er in seinen Hollywood-Streifen erscheinen mag.
Jetzt könnte man ja fragen: Was kann man wohl erreichen, wenn ein überdurchschnittlich intelligenter Mensch als Unternehmer ein extrem hohes Maß an Selbstdisziplin aufweist?
Strategien für mehr Disziplin
Interessant ist, dass bereits die Forscher vor vielen Jahrzehnten in dem Experiment mit den Kindern aufzeigen konnten, dass die disziplinierten Kinder durchaus in der Lage waren, Strategien zu entwickeln selbstdiszipliniert zu sein und den Marshmellow eben nicht zu essen.
Die einen stellten sich die Süßigkeit als unappetitlichen Wattebausch vor. Die anderen hielten sich die Augen zu um nicht hinsehen zu müssen oder drehten sich um und schauten die Wand an. Andere wieder versuchten ein Nickerchen zu machen, um gar nicht erst in Versuchung zu geraten.
Auf diese Art und Weise zeigen uns selbst die Kinder schon, dass es im Leben wichtig ist, den eigenen Willen zu kontrollieren und seine eigenen Reflexe und Triebe zumindest als Erwachsener im Griff zu haben. Dabei ist es eigentlich egal, ob die Versuchung zur Ablenkung vom Ziel in Form einer Süßigkeit, einer Zigarette oder manchmal auch auf zwei Beinen daher kommt. Und dabei ist es egal, ob die Versuchung „Schatzi“ heißt oder „innerer Schweinehund“.
Neben Geduld, Frustrationstoleranz und der Ausdauer ist die Disziplin meiner Meinung nach der Hauptschlüssel zur Erreichung der persönlichen und auch unternehmerischen Ziele. Denjenigen Unternehmern, denen es gelingt, eine vernünftige Balance zwischen Zielstrebigkeit, Ausdauer und Disziplin einerseits sowie Erholung bzw. Ablenkung andererseits zu finden, werden im Laufe des Lebens mit Erfolg belohnt werden.
Welche Erfahrung hast Du mit dem Thema Selbstdisziplin gemacht? Welche Strategien wendest Du an, um diszipliniert zu bleiben?
Schreib`s in die Kommentare – ich bin gespannt darauf.
Katharina arbeitet und schreibt Journalistin und Medien-Bloggerin bei der Redaktion von Text-Center. Sie reist leidenschaftlich gerne und bloggt auf docurex.com.