Startups sind cool. Ständig lesen wir von innovativen jungen Gründern, die sich mit ihrer Geschäftsidee ein Millionen-Investment gesichert haben. Diese Unternehmen werden dann unter Aufsicht ihrer Investoren zu Marktführern gedrillt.
Die klassische Gründung kann hier natürlich keinen vergleichbaren Wow-Faktor vorweisen. Früher war die Finanzierung über Bankkredite für Gründer der einzige Weg in die Selbstständigkeit. Die Hürden für diese Kredite werden allerdings immer höher und sind mit großem Aufwand und langwierigen Verhandlungen verbunden.
Aus diesem Grund sind alternative Gründungsmodelle auf dem Vormarsch. Das Lean Startup ist eines der erfolgreichsten Konzepte unter ihnen.
Was ist das Lean Startup Konzept?
Unter diesem Namen wurde es das erste Mal 2008 von Eric Ries in seinem Buch „The Lean Startup“ beschrieben. Darin skizziert er den Prozess, mit dem man ein Startup ohne Jahre der Planung und Forschung auf den Weg bringt.
Zentrales Objekt des Lean Startups ist das MVP (Minimum Viable Product), also ein Produkt, das annähernd funktionsfähig ist. Da dieses Produkt innerhalb kurzer Zeit und mit wenig Investition entwickelt werden kann, ist eine Präsentation vor dem Kunden relativ zeitig möglich.
Der Kundenkontakt ist das zweite Standbein, auf dem das Lean Startup basiert. Statt dem Kunden ein ausgereiftes, fertiges Produkt zu bieten, nutzt man das MVP. Nun kann man durch Kundenfeedback und Analyse des Kundenverhaltens Verbesserungen am Produkt vornehmen. Indem man diesen Prozess iterativ anwendet, entsteht so mit der Zeit das bestmögliche Produkt.
Herausforderungen des Lean Startups
Das Konzept klingt zunächst super, da wenig Kapital benötigt wird und sichergestellt ist, dass man am Ende ein Produkt erhält, welches den Kunden zusagt. Doch neben all den Vorteilen gibt es einige Herausforderungen, denen man sich stellen muss, wenn man sich für diesen Weg entscheidet.
Fehlender Cash-Flow: Viele Kritiker der schmaleren Gründungsmodelle merken an, dass der Gründer ohne Fremdkapital schnell auf dem Trockenen sitzen wird. Beim Lean Startup kann dieses Problem relativ einfach gelöst werden. Indem man sein MVP als Early-Access-Produkt zu einem reduzierten Preis anbietet, gewinnt man wichtige Kunden, die für den Entwicklungsprozess gebraucht werden. Zudem wird ein stetig wachsender Cash-Flow generiert.
Angst vor Blamage: Von klein auf werden wir dazu erzogen möglichst fertige Dinge zu präsentieren. Das Konzept des Lean Startups läuft dieser Erziehung zuwider. Es bedarf einigen Mutes, Kunden ein halbfertiges Produkt zu präsentieren. Doch hat man sich erst mal überwunden stellt man fest, dass Kunden durchaus Interesse an dem Entwicklungsprozess haben. Dadurch, dass sie die Richtung der Produktentwicklung mitbestimmen können, entsteht bei ihnen eine Loyalität, die sonst nur schwer zu erreichen ist.
Geschäftsplanung: Gut geplant ist halb gewonnen. Das mag auf viele Bereiche zutreffen, aber nicht auf das Lean Startup. Monate mit einer Detailplanung zu verbringen passt nicht zum effizienten Konzept. Das heißt nicht, dass man sich planlos Hals über Kopf ins Getümmel stürzen soll. Vielmehr muss ein reduziertes Planungswerkzeug her. Einfache Varianten wie eine Business Model Canvas oder ein Pitch Deck reichen vollkommen aus, um einen grundlegenden Rahmenplan der Gründung anzufertigen.
Geringes Wachstum: Ein Lean Startup wird selten die Wachstumszahlen einer Risikokapitalgründung erreichen. Das ist auch gar nicht das Ziel. Das Ziel ist der Aufbau eines nachhaltigen Unternehmens, das am Ende ein Produkt vorweisen kann, welches die Kunden auch wirklich kaufen wollen.
Lean Startup und Bootstrapping
Lean Startup und Bootstrapping passen zusammen wie Topf und Deckel. Bootstrapping ist die Gründung eines Unternehmens ohne fremdes Kapital. Man finanziert sich also komplett über Eigenkapital. Die Gründung als Lean Startup mit seinem beständig wachsenden Cash-Flow hilft, die Zeit bis zum Break-Even zu verkürzen. Unternehmen mit traditionellem Zeitplan müssen hingegen die Kosten der Planungs- und Gründungsphase überbrücken, bis sie überhaupt mit Umsatz rechnen können.
Lean Bootstrapping eignet sich auch exzellent für Nebenerwerbsgründungen, da der Arbeitsaufwand in der Anfangsphase überschaubar ist und die Kosten mit den Einnahmen der Hauptbeschäftigung gedeckt werden können. Das Risiko eines Totalausfalls wird hierbei auch stark gesenkt, da die Existenz nicht am Erfolg des Startups hängt.
Fazit
Lean Startups sind kein Allheilmittel. Doch mit ihrem schlanken Design und in Verbindung mit Bootstrapping reduzieren sie die Einstiegshürden für Gründer – und solche, die es werden wollen. Deren häufigster Grund für das Scheitern ist das Anbieten eines Produktes, für das sich kein Kunde interessiert. Da die Kunden in diesem Fall das Produkt allerdings mitentwickeln, wird diese Gefahr reduziert, wenn nicht sogar ausgeschlossen.
Wenn du also vorhast ein nachhaltig erfolgreiches Unternehmen zu gründen, prüfe genau, ob das Lean Startup der richtige Weg für dich sein könnte. Frei nach dem Motto: Taten sagen mehr als Worte.
Der Autor: Julius Pankoke ist content contributor and Startup-Enthusiast. Seine Spezialgebiete sind Entrepreneurship, Business Development und Digitales Marketing. Er schreibt und liest gern gute Blogartikel. Bei SmartBusinessPlan hilft er Gründern exzellente Businesspläne zu schreiben.