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Heute titelte das Magazin Impulse: Deutschlands Unternehmer werden immer älter und schloss ganz bewusst mit einem Ausrufezeichen. In der Tat Unternehmer werden je älter. Ich sogar jedes Jahr.
O.k. aber doch mal Spaß beiseite. Und ganz im Ernst, es ist in der Tat so, dass man in Deutschland nicht unbedingt dazu ermutigt wird, sich selbstständig zu machen, ein Unternehmen zu gründen oder unternehmerische Wagnisse einzugehen. Selbst meine beiden Söhne, die noch lange nicht im Berufsleben stehen, haben mittlerweile erkannt, dass eine der Schattenseiten von Papas Job als Geschäftsführer die überwiegende Abwesenheit von der Familie ist. Der eine von beiden hat sogar von vornherein kategorisch abgelehnt, überhaupt jemals die Firma übernehmen zu wollen. Und das bereits mit gerade mal elf Lebensjahren.
Wenn also heute darüber lamentiert wird, das ist zu wenig Unternehmer gibt und dass die bestehenden Unternehmerpersönlichkeiten bereits die Lebensmitte überschritten haben, dann sind wir alle miteinander gefragt und sicherlich auch die Politik, hier ein paar grundlegende Dinge zu ändern.
Da müssen meiner Meinung nach mehrere Themen grundlegend auf dem Prüfstand, wenn man von einer neuen Unternehmenskultur oder gar einer Gründer Kultur sprechen möchte.
Scheitern muss erlaubt sein
Zum einen muss man meines Erachtens insbesondere uns Deutschen im Vorfeld einer Gründung die Angst nehmen, das mit dem Scheitern einer Unternehmensgründung oder der Selbstständigkeit gleich das ganze Leben ruiniert oder verpfuscht ist. In Deutschland ist es leider immer noch so, dass ein Unternehmer der gescheitert ist und möglicherweise sogar Geld verbrannt hat mehr oder weniger auf Lebenszeit das Kainsmal auf der Stirn trägt: „Dem kannst du nicht vertrauen“ , oder „Der hat schon mal Schiffbruch erlitten.“ Siehe dazu auch die Debatte im Düsseldorfer Landtag von Ende Januar 2015. Das spricht Bände.
Wenn man sich die Unternehmerwelt in den USA anschaut, dann stellt man fest, dass insbesondere dort das Scheitern mit Unternehmensideen elementarer Bestandteil der Lebenserfahrung zu sein scheint und an manchen Stellen möglicherweise eine Pleite oder gar eine Insolvenz fast schon zum guten Ton gehört. Um dann später im Leben bei der zweiten und dritten Gründung erfolgreich durch zu starten.
Soweit würde ich gar nicht gehen wollen. Allerdings ist es nach meinem Verständnis durchaus hilfreich, wenn sowohl in der öffentlichen Wahrnehmung als auch in den juristischen Folgen einer möglichen Pleite eines Unternehmens nicht gleich das ganze Leben oder die gar die Existenz von ganzen Familien und nachfolgenden Generationen abhängig gemacht wird.
Alles geregelt – Bürokratie und Wahnsinn
Der zweite Punkt ist leider nach wie vor der allumfassende Wahn in Deutschland alles Mögliche und Unmögliche über Bürokratie, Regelungen oder ähnlichen Blödsinn im Vorfeld steuern zu wollen. Ich bin ein großer Verfechter davon, dass Unternehmen sich an bestimmte Spielregeln halten müssen. Dazu gehört meines Erachtens ein sauber gepflegtes Unternehmensregister genauso wie die Veröffentlichungspflicht für bestimmte Größenklassen von Kapitalgesellschaften. Daran gibt es überhaupt nichts auszusetzen. Es hat sich bewährt und hilft uns allen, vor allem den Unternehmern untereinander wenn wir wissen mit wem wir es im Geschäftsleben zu tun haben.
Dass ich mich aber als Unternehmer mit bestimmten Abgabeformen herumschlagen muss, auf die Einstellung von Schwerbehinderten achten musst und falls ich es nicht tue: eine Zwangsabgabe quasi eine Strafe zahlen muss oder ähnliche Merkwürdigkeiten. Das geht mir persönlich viel zu weit und beschäftigt nicht zeitlich mittlerweile so intensiv dass ich nicht mehr davon reden würde, mein Unternehmen zu führen oder gar zu leiten sondern eher zu administrieren. Manchmal kommt es mir so vor als würde ich mich selbst hier mit dem ganzen Drumherum und vor allem unserer Steuergesetzgebung tot administrieren. Das möchte ich nicht.
Ich möchte mich auf kreatives unternehmerisches Handeln konzentrieren können und hier mein Elan einsetzen. Letztlich werde ich als Unternehmer nur dann bezahlt, wenn ich anderen Kunden etwas Wertvolles angedeihen lasse entweder in Form eines hervorragenden Produktes oder guten einer Dienstleistung. Und nur wenn meine Kunden glücklich und zufrieden sind und meine Dienstleistung auch immer wieder kaufen, dann bin ich erfolgreich am Markt, mache Umsatz und habe die Möglichkeit mit meinem Unternehmen zu wachsen.
Dazu brauche ich weiß Gott keine Bürokratie und schon gar keinen Moloch in Brüssel.
Arbeitsrecht – ein echter Klotz am Bein
Der dritte Punkt der mir persönlich sehr am Herzen liegt und an dem ich mir eine Veränderung wünsche ist das Thema Arbeitszeiten und Gesetzgebung zum Thema Arbeitsverträge. Wer als Unternehmer erfolgreich ist, im Laufe seiner Unternehmerzeiten auch Arbeitsplätze schafft, hat nicht nur die Möglichkeit hat, Menschen einzustellen und sie wachsen zu sehen. Es scheint dabei auch leider unvermeidlich zu sein, sprichwörtlich die Zeche zu bezahlen.
Wenn ich heute einen Mitarbeiter einstelle, dann habe ich faktisch nach ungefähr fünf oder sechs Monaten keinerlei ernsthafte Handhabe mehr mich von diesem Mitarbeiter ohne großen Aufwand oder ohne Kosten zu trennen. Solange Mitarbeiter ihren Job gut machen, solange man miteinander gut klarkommt, ist das alles sicherlich kein Problem. Wenn man als Chef in Deutschland allerdings an den Punkt kommt, dass man mit der Leistung eines Mitarbeiters nicht zufrieden ist oder sogar das Verhalten zu wünschen übrig lässt, so sind wir Unternehmer mittlerweile immer häufiger juristisch auf der schwächeren Seite. So sehr es mir auch in Anliegen ist, dass Mitarbeiter Rechtssicherheit haben was ihre Arbeitsplätze und ihre Einkommensmöglichkeiten anbelangt, so sehr muss es doch möglich sein hier für Unternehmer flexiblere handhabbare Möglichkeiten zu schaffen Partnerschaften nicht nur zu schließen sondern auch zu beenden.
Wie ist es sonst zu erklären, dass man als Unternehmer einen Mitarbeiter der offensichtliches Fehlverhalten an den Tag gelegt und von dem man sich im Guten versucht zu trennen am Ende des Tages auch noch eine Abfindung zahlen muss, obwohl maßgeblich und nachweislich der Mitarbeiter eine Verfehlung begangen hat und eben nicht das Unternehmen oder gar der Unternehmer?? Anderes Beispiel: Wer als Chef einer Firma schon einmal das Glück hatte talentiert junge Damen einzustellen, die dann irgendwann einmal schwanger werden, der weiß ein Lied davon zu singen wie stark hier der Schutz der Mutter und des Arbeitsverhältnisses der werdenden Mutter über das Wohlergehen der Firma gestellt wird.
Hier ist es nach meinem Verständnis dringend notwendig, dass man den Unternehmen die Möglichkeit gibt, Arbeitsplätze für nachfolgende Bewerber zukunftssicher besetzen zu können. An dieser Stelle wird meines Erachtens völlig überzogen dem Umstand Rechnung getragen, dass eine Mutter auf jeden Fall ihren Arbeitsplatz wieder in Anspruch nehmen kann – was sie häufig genug gar nicht will oder nicht kann, weil etwa die Betreuungsmöglichkeiten für Kinder gar nicht gegeben sind.
Geld wäre schon da – aber nicht für Gründer, oder?
Der letzte Punkt der in Deutschland unglaublich schwierig ist, betrifft das Thema Investitionen und Kapital. Der einmal versucht hat Anfang / Mitte 20 mit wenig Eigenkapital bei einer Bank vorzusprechen um sich selbstständig zu machen, der wird nicht erst seit der geplatzten Spekulations-Blase vom Jahr 2000 immer wieder in belustigt die Gesichter von Bankern gucken.
Lange Rede kurzer Sinn: wer nichts an eigenem Geld mitbringt, bekommt auch kein fremdes geliehen. Die Kombination dieser Risikoabneigung einerseits und die eingangs geschilderte Angst vorm Scheitern tut ein Übriges, um am Ende des Tages eben keine Unternehmensgründung in Gang zu bringen. – Auch wenn es für einige Branchen möglich ist, etwa durch Bootstrapping kostengünstig zu gründen, so gibt es eben nach wie vor Branchen in denen erst einmal investiert werden muss, bevor Umsatz generiert wird oder gar Arbeitsplätze entstehen.
So ist es leider für viele gut ausgebildete Absolventen von Universitäten oder Berufseinsteigern viel, viel leichter gutes Geld vor allem in großen mittelständischen Unternehmen zu verdienen als etwa zu einem etwas kleineren Mitbewerber zu gehen, wo man aber dann im Gegenzug die Geschäfte und auch das Klima der Firma mitgestalten könnte.
Wenn man also von einem über das Über-Altern der Unternehmer spricht und dies beklagt, so muss man sich klarmachen: Wir sind alle gefordert ein weit neues Denken in unsere Köpfe einziehen zu lassen. Und wenn dann tatsächlich doch ein Gründer es wagt, sich selbständig zu machen, dann möge er bitte Erfolg haben – oder gleich in die USA gehen.
Wie siehst Du das Thema Gründung und Unternehmertum ? Wie mutig bist Du beim Thema Selbständigkeit? Lass mit einen Kommentar da – ich freu`mich drauf.